Kremsmünster L 81: Das sogenannte „Lautenbuch des Johann Sebastian von Hallwyl“
Bemerkungen zur "Rhétorique des Dieux"
Courante „La Champré“, 2. Teil (mit Double), hier aus der Rhétorique des Dieux, S. 234 und 235: Und dies soll die sagenhafte kompositorische Qualität eines Denis Gaultier darstellen?!? Eintrag von Notator B, der meines Erachtens eine periphere Quelle als Abschreibvorlage benutzt hat – Denis Gaultier hat mit dieser Version wahrscheinlich gar nichts zu tun! Somit sind wir bei der Kernthese: Die eingetragenen Versionen stammen wahrscheinlich nicht aus dem direkten Umfeld von Denis Gaultier und die Rhétorique des Dieux ist KEINE Primärquelle für Denis Gaultier – ausser für die Unikate.
Erster Teil: Zur Entstehungsgeschichte, in: Gitarre & Laute 2/1989, S.17-23
Zweiter Teil: Die Tabulatureinträge vor dem stilistischen Hintergrund der französischen
Lautenmusik des 17. Jahrhunderts, in: Gitarre & Laute 3/1989, S.17-23
Dritter Teil: Die Tabulatureinträge in die "Rhétorique", in: Gitarre & Laute
4/1989, S.27-32
Abstract: Ausgehend von codicologischen und paläographischen Studien kann belegt werden, dass die Entstehungsgeschichte des Codex äusserst komplex ist und die wohl vorhandene Planung aller Arbeitsgänge nicht wie vorgesehen umgesetzt werden konnte. Insbesondere die Tabulatureintragungen scheinen nicht mehr im Sinne der Idee der Handschrift vorgenommen worden zu sein. Vielmehr nehmen die Fassungen der Stücke Denis Gaultiers, die in die Rhétorique eingetragen sind, eher eine Sonderstellung innerhalb deren Überlieferung ein. Dies führt zu einer Neubewertung der Handschrift: Die Rhétorique ist im Konzept ein herausragendes Beispiel für das Zusammenspiel der Künste in der Mitte des 17. Jahrhunderts in Paris - jedoch können die Tabulatureintragungen nicht als besonders autorisierte Fassungen der Werke Denis Gaultiers angesehen werden.
Was ich dank der Rhétorique des Dieux bisher lernen konnte
Die Laute I (1997) (=Jahrbuch der Deutschen Lautengesellschaft), S.45-83
Abstract: Dies ist eine erweiterte Fassung der „Bemerkungen zur Rhétorique des Dieux“, die insbesondere auf die von David Buch vorgetragenen Argumente gegen den in Gitarre & Laute veröffentlichten Aufsatz eingeht und falsche Behauptungen Buchs richtigstellt. Zudem wird das Verfahren zur Unterscheidung zwischen dem „Überlieferungsspektrum“ und dem „Formulierungsspielraum“ eingehender und praxisnaher als im 89er-Aufsatz diskutiert: Die französische Lautenmusik des 17. Jahrhunderts kennt keinen „Urtext“. Stattdessen wird ein Stück von den damaligen Lautenisten innerhalb eines „Formulierungsspielraumes“ überliefert, d.h., dass derselbe musikalische Gedanke auf unterschiedliche Art ausformuliert und notiert werden konnte. Der erste Arbeitsschritt im vorgestellten Verfahren besteht also darin, alle überlieferten Fassungen eines Stückes - das „Überlieferungsspektrum“ - kennenzulernen und durch das Aussortieren von Varianten und Schreibfehlern den „Formulierungsspielraum“ kennenzulernen, der damaligen Lautenisten zur Ausgestaltung und persönlichen Adaption eines Werkes offengestanden hat und sinnvollerweise auch von heutigen Lautenisten benutzt werden sollte.
Sonaten von Friedrich Wilhelm Rust (1739 - 1796) Zur Neuausgabe der Sonaten für Laute und obligate Violine/Flöte von Friedrich Wilhelm Rust, in: Gitarre & Laute 6/1989, S.41-47
Abstract:
Die drei Sonaten Friedrich Wilhelm Rusts (1739 - 1796) sind in einer womöglich von Friedrich Wilhelm Rusts Enkel, dem Thomaskantor Wilhelm Rust, korrumpierten Handschrift vollständig sowie zum Teil in einem nur die Lautenstimme zweier Sonaten enthaltenen, lange Zeit verschollen geglaubten Manuskript erhalten. Durch das Wiederauffinden dieser Lautenstimme konnte der Autor die "Fälschungstechniken" genau beobachten und eine Rekonstruktion vornehmen.
B-Br Ms.II.4087
Vorwort zum Faksimile von B-Br Ms.II.4087: Music for the lute / Ernst Gottlieb Baron, Sylvius Leopold Weiss, Peer (Alamire) 1992, ISBN 90 6853 064 X
Abstract:
Die Sammlung wurde bisher als Ganzes Baron zugeschrieben. Durch Konkordanzen
und stilistische Auffälligkeiten wird diese Meinung widerlegt und können einzelne
Werke wohl Sylvius Leopold Weiss zugeordnet werden. Wegen des heute noch sehr
bruchstückhaften Wissens sind weitere Entdeckungen und Zuschreibungskorrekturen
zu erwarten.
Artikel "Ernst Gottlieb Baron"
in MGG2,Personenband 2, Sp.271-274, Kassel 1999
Ms. Herold, Padua 1602
Faksimile mit einer Einführung von Andreas Schlegel und François-Pierre Goy. TREE Edition, Albert Reyerman, Finkenberg 89, D-23558 Lübeck, 1991
Aus der Rezension in Gitarre & Laute 5/1991: „Bei der Handschrift handelt es
sich um die Abschrift eines bisher nicht aufgefundenen Lautenbuchs von „Christophorus
Herhold“, angefertigt in Padua im Jahre 1602. Aufgrund der Konkordanzen haben
die Herausgeber an den Universitäten in Padua und Leiden nach dem Schreiber
der Kopiervorlage gesucht ... und ihn tatsächlich gefunden. Ein „Christophorus
Herold“, geboren 1578 in Halle, war dort immatrikuliert. Von diesem Fund ausgehend
konnten einige Lebensdaten und Details nachgewiesen werden. Die Herausgeber
beschreiben die Bedeutung der verlorenen Abschreibvorlage und der vorliegenden
Abschrift in folgenden Punkten:
„1. Das Ms. Herold besticht durch hohe Eigenständigkeit in der Repertoireauswahl
und Ausformulierung bekannter Modelle. [...]
2. Offenbar stand Christoph Herold in Beziehung zu Joachim van den Hove. [...]
3. Das Ms.Herold von 1602 resp. die Abschreibvorlage von Christoph Herold von
1598-1601 stellt für viele Stücke eine der frühesten Quellen dar.“ Unter den
40 enthaltenen Stücken sind einige von Joachim van den Hove, einige von John
Dowland und einige bisher nicht identifizierte. Die Ausgabe bei Tree ist vorbildlich,
die Einführung höchst informativ. Man kann sich die Erfolgserlebnisse vorstellen,
die von den Wissenschaftlern bei ihrer Arbeit beschert worden sind! So spannend
kann Geisteswissenschaft sein!“